Dienstag, 2. November 2010

Abspann

Was jetzt noch fehlt, ist, wie in jedem Thriller, der Abspann, die Credits, die Dankesworte. 

Und die gelten zu aller erst meiner geduldigen Gattin und Gepäckobfrau, die nicht nur meinen Sand sondern auch einige andere Fimmel ertragen musste (Dabei wird schon lange nicht mehr soviel fotografiert sondern mehr genossen ...).
Ich wäre hoffnungslos verloren ohne Dich. Danke, dass Du mich immer rettest.

Besonderer Dank gebührt auch dem übrigen Team, dem einzigartigen, dem leidgeprüften und unerschrockenen. Immer wieder lassen sie sich von mir überreden, auf Adventuretour zu gehen. Immer wieder sind sie da, wenn ich sie brauche. Und immer wieder wird die Tour nur durch sie ein Erfolg.
Es war mir eine Ehre, mit Euch gereist zu sein.

Nachdem wir bisher alle Kontinente auf eigene Faust ergründet haben, vertrauten wir uns jetzt zum ersten Mal einem Reiseveranstalter an. Und das war ein voller Erfolg. Alle Wünsche wurden im Vorfeld erfüllt, alle Änderungen geduldig durchgeführt. Hier wollen wir einen Tag mehr, dort einen Tag weniger und dieses Hotel gefällt uns nicht und das Reisedatum passt schon gar nicht. Für Miller-Reisen alles kein Problem. Alles, aber wirklich alles wurde zu unserer vollsten Zufriedenheit umgesetzt. Die Latte liegt jetzt ziemlich hoch, Maßstäbe wurden gesetzt. Vor allem durch die Reiseleitung(en) vor Ort. Einfach perfekt. Hervorzuheben natürlich unsere schöne Claudia in Rio, die auch Maßstäbe setzte. Last but not liest war auch die Größe unserer Reisegruppe mit vier Personen sehr angenehm bemessen. So macht Reisen wirklich Spaß. Für das nächste Abenteuer wird auf alle Fälle zuerst bei http://www.miller-reisen.de nachgeschaut, was so geht. Mehr geht schließlich nicht.
Danke Miller-Reisen!


Das alles hier, die vielen Geschichten, Bilder und natürlich meinen erfüllten Traum würde es ohne zwei Menschen gar nicht geben, denen ich zu besonderm Dank verpflichtet bin.
Etwa sechs Wochen vor dem Abflug fing ich an, mich ernsthaft mit der Reiseplanung zu befassen. Ich vertraute dem Zahn der Zeit und dachte, dieses Internet wird alle meine Probleme lösen. Das hätte es auch getan, wenn mein Traum 'Türkei' oder 'Mallorca' gewesen wäre. War es aber nicht.
Also machen wir es auf die herkömmliche Weise. Und das hat sich gelohnt.
Großer Dank gilt Natlija Haupt und dem Chef Wolfgang Siegel vom Reisecenter Kindl Boulevard, 24 Stunden erreichbar unter http://www.sp-reisen.de/
Sie haben diese Reise gefunden und aus mehreren Varianten die beste herausgepickt. Auch hier wurden alle meine Wünsche, die kleinen und die großen, erfüllt. Und es hat alles geklappt. Einfach Perfekt.
Danke Reisecenter Kindl Boulevard! Danke Frau Haupt! Danke Wolfgang!
 


The End
Damit endet die Berichterstattung und der Blog. Ich lass ihn noch 'ne Weile online, falls man mal was nachlesen muss. 
Vielen Dank an meine zwei ständigen (eingetragenen) Leser und die vielen, die der bekannten Internetfirma mit 'goo' vorne wohl nicht so recht trauten und sich vorsichtshalber nicht anmeldeten. Trotzdem auch Euch vielen Dank für's Mitlesen. (Die Statistik zeigt bis heute 724 Seitenzugriffe - nicht schlecht für den ersten Blog)


Vielleicht geht's hier auch irgendwann weiter, oder in einem anderen Blog. Wer weiß. Das Schreiben hat angefangen, Spaß zu machen. Oder ich schreibe ein Buch. Was auch immer - ich werde es Euch wissen lassen und verbleibe, wie gehabt


Bisdenn JM! 




-----
ps: Hollymaus hat natürlich Recht mit Maracana: Es ist nicht mehr das größte Stadion, aber umso mehr eine Legende. Und die wird derzeit schon wieder umgebaut, deshalb: "ZU Maracana!". Und damit sind wir wieder auf dem aktuellsten Stand. Die Vorbereitungen auf Brasil 2014 FIFA WM sind nämlich schon im Gange, daher die jetzige Baustelle (Solltest Du die betreuen und einen Berater brauchen - Ich bin dabei ...). Laut der schönen Claudia soll das Fassungsvermögen dann sogar auf rund 75.000 schrumpfen - Bedingungen der FIFA. Mir ist das egal - es bleibt Maracana!



Nachlese

Was ich wohl nie verstehen werde ist, warum die Zeit nach dem Urlaub immer länger ist, als der Urlaub selbst. Der ist nämlich schon vorbei, die Zeit danach dauert aber noch ziemlich lange an, möglicher Weise sogar bis zum nächsten Urlaub. Und diese Zeit muss man sich eben mit Erinnerungen vertreiben.
Die Koffer sind mittlerweile nicht nur schon ausgepackt, sondern sogar schon wieder ihrer normalen und artspezifischen Verwendung zugeführt: als Platzfresser im Kabuff. Nein! Nicht in meinem Kabuff, wo der Sand steht und welches zuweilen auch als 'Schreibstube' klassifiziert wird. Das wär ja noch schöner! Neinnein. Wir verfügen ja in unserem Appartement über mehrere Kabüffe, wo alle Platzfresser ihren angestammten Platz haben dürfen. Da wäre zum einen das In-Flat-Cab, das In-der-Wohnung-Kabuff also, und zum anderen das beliebte Out-Door-Cab, das Aus-der-Tür-raus-Kabuff. Manche sagen dazu auch Put-Down-Chamber, also Abstellkammer. Egal. Die Koffer sind derzeit jedenfalls unterwegs in das In-Flat-Cab und legen kurz vor dem Ziel noch eine Pause ein, bevor ihnen die finale Parkposition zugewiesen wird.

Wie dem auch sei, wir sind schon wieder seit über einer Woche in Berlin und genießen die erfrischende Kühle und müssen Gott sei Dank nicht mehr diese Affenhitze ertragen. Es hat schon alles seinen Vorteil. Auch, dass jetzt Zeit bleibt, in Ruhe über fast vergessene Episoden nachzudenken.

Supermarkt
Die heißen in Brasilien fast genauso, nur hinten mit -mercado und haben natürlich auch ihre Eigennamen, wie bei uns Penny oder Aldi. Die gibts da allerdings noch nicht (ich habe jedenfalls keinen Centavy oder Aldo gesehen) dafür aber erhebliche Unterschiede. Anders als hier, haben die zum einen scheinbar immer auf. Zum anderen übersteigt die Anzahl der Mitarbeiter die in unseren Lebensmittelfach- und Frischemärkten übliche Zahl '2' um ein Vielfaches. Zwei stehen schon mal vor der Tür und schauen dort nach dem Rechten und zuweilen nach links (damit wäre bei Norma keiner mehr im Laden). Hinter der Tür dann nochmal drei bis vier, die Ausschau halten nach potentiellen Sparfüchsen mit großen Hosentaschen. Beim Schlendern durch die riesigen Gänge fallen dann pro Gang weitere vier Weißkittel auf. Und dann kommt's: Die Kasse! Jetzt muss es aber klemmen, denkt der Mann aus Alemanha, und erwartet seine vertraute Schlange. Neee! Die haben nicht mal ein Laufband (brauchen somit auch keine Laufbandpolizisten oder Rentnerberuhigungsstäbchen oder wie die ollen Stöcker bei uns heißen). Das haben die auch nicht nötig, denn: Es gibt dort 30 (in Worten dreißig) Kassen (ich habe sie gezählt!) und die sind alle besetzt, auch noch um Mitternacht. Und nicht nur das. Hinter jeder Kasse tüten ein bis zwei Facheintüter die soeben erworbenen Waren ein. Unglaublich. Ja, und es gibt auch Wagen, wie bei uns, aber ohne Chip-Ritze oder Euro-Schublade. Man nimmt sich ein solches Fahrzeug und lässt es an der Kasse einfach stehen. Weil: Genau! Auch dafür gibt es qualifizierte Kräfte. Ales in allem ein perfektes System, das, würde man es hier zu Lande einführen, den Arbeitsmarkt ordentlich aufmischen würde.
Ich jedenfalls war begeistert.



My home is my castle
Nur als Randnotiz: Der gemeine und mittel- oder oberschichtige Carioca 1)  igelt sich ein, schottet sich ab, traut dem Frieden draußen nicht. Vor etwa jedem dritten Hauseingang in Rio ist ein Zaun, aber was für ein Zaun. Mit bis zu 10 cm dicken Gitterstäben plus reichlich Kameras und je nach Rang und Stand noch ein oder mehrere Wächter.
1) Carioca ist die geläufige Bezeichnung für den Rio-de-Janeiroaner und stammt aus der Indiosprache. (Ich dachte erst, der Name kommt von dem gleichnamigen Fluss, der dort plätschert.) Carioca heißt so viel wie Haus des weißen Mannes. Damit bezeichneten die Indios die Leute, die in den Häusern in Rio wohnten. Und so werden sie eben heute noch genannt.



Rekorde
Ja, also, ich weiß ja nicht, ob ihr es wusstet, aber ich wusste es nicht, dass der Amazonas auf seinem 6800 km langen Lauf über 10.000 Nebenflüsse aufnimmt, von denen mehr als zehn deutlich größer sind als unser Platzhirsch, der Rhein. Desweiteren befördert er pro Sekunde sage und schreibe 29 mal mehr Wasser ins Meer als Europas Klassenbeste, die Wolga. Und dann baden in ihm auch noch Delphine und andere bis zu 9 Meter lange Fische. Und ich war da ...
Den nächsten Rekord kennt ihr schon: Die Wasserfälle. Aber den übernächsten noch nicht. Maracana. Es ist wie Musik in den Ohren, für den Fußballer sogar eine ganze Sinfonie: Maracana. Das größte Stadion der Welt. Der Inbegriff für Fußball schlechthin. Das Denkmal, das Einzigartige, das Unerreichte. 200.000 Zuschauer. Und ich war nicht da. Da fahr ich schon mal dahin in dieses Rio und dann sagt die schöne Claudia: "Maracana? Oooh! Zu Maracana."  - "Ja," sag ich "wir wollen zu Maracana!" - "Nein! Ist Zu Maracana! Geschlossen!" Das gibt's doch nicht! Die ganze Reise umsonst, alle Strapazen vergebens. "Zu Maracana!" Dabei wollt' ich so schön mit Senor P. zu Fluminense gegen Botafogo oder Flamengo gehen. Wurde nichts draus - aber wir haben es wenigstens gesehen.

Rekordverdächtig ist auch der Fußball am Strand. Egal, ob Copacabana oder Ipanema - überall wird Fußball gespielt, stehen Tore und sind Felder abgesteckt. Es gibt sogar richtige Ligen mit richtigen Vereinen für Strandfußball. Aber der Strand ist ja breit und lang genug, damit auch die andere Nationalsportart Volleyball noch Platz findet. Und wer dazu keine Lust hat, spielt eben Fußball-Tennis, Peteca oder Strandtennis. Genial sind auch die Turn-Fitness-Stretch-Kombinationen aus Edelstahl, die dort überall rumstehen. Der Carioca treibt gerne Sport, viele joggen oder skaten und sei es nur mit einem motorgetriebenen Skateboard (Was es alles gibt ...).


Lurch
Und ich hab's tatsächlich vergessen. Bei meiner Kolumne über die Flußkreuzfahrt auf dem Amazonas / Rio Negro habe ich es vergessen. Wie es passieren konnte weiß ich nicht. Dabei ist diese Tat für mich so außergewöhnlich, dass ich es eigentlich nicht vergessen durfte.
Also: Ich stand ja schon oft wilden Tieren Auge in Auge gegenüber, habe schon heldenmütig Riesenkrabben in der Hand gehalten, jagte Waschbären auf meiner Datsche, erschrak mich vor gewaltigen Fischen beim Schnorcheln und habe Wale singen gehört. Aber das war dann doch schon eine andere Liga - dort auf dem Amazonas. Plötzlich und unerwartet stoppte unser Dampfer. Ein Einbaum legte an. Und an Deck kam - eine Anaconda. Eine echte und nicht aus dem Zoo. Anaconda. Wie das klingt. Gewaltig. Furchteinflößend. Sie kam natürlich nicht allein, sondern brachte noch einen Kaiman und zwei Indios mit, denen sie als Haustier dient. Und die präsentierten stolz ihren Besitz. Sie sei noch recht jung, meinten die Halter, mir jedenfalls war sie groß genug. Und: Ich habe sie todesmutig berührt, gestreichelt. Der Funken sprang natürlich sofort über - sieh sah mich an. Was für ein Brocken - geschätzte 3 Meter; gut, dass sie nicht stand. Und überhaupt nicht glitschig. Das Krokodil war auch ganz nett, hielt aber die Klappe, bedingt durch die Strippe, die ihm um selbige gewickelt wurde.
Die Anaconda und ich - ein erhebender Moment.




So!
Der Geschichten und Erlebnisse gibt es noch viele. Aber das soll es nun auch gewesen sein. Ich will Euch nicht überstrapazieren und noch länger von Eurem gewohnten Tagwerk abhalten.

Es war eine wunderbare Reise in eine wundersame Welt, von der ich berichten durfte. Es ist ein kleines Reisetagebuch entstanden, das mich noch lange erinnern soll an meinen Traum. An einen Traum, den ich irgendwie schon immer hatte und von dem ich glaubte, dass er nie in Erfüllung gehen würde. Vor langer Zeit stand eine Mauer im Weg und der Traum konnte nur geträumt werden. Aber über die Jahre habe ich ihn mir bewahrt und auch den Respekt und die Ehrfurcht vor dem Moment seiner Erfüllung. So war es in Paris, so war es in London, in New York, in Singapore. Und so wird es immer bleiben. Egal, wohin es geht. Es ist das Besondere, das Außergewöhnliche, das nie für möglich gehaltene, das große Glück, das man spürt, etwas erleben zu dürfen, was sich einmal jenseits der eigenen Vorstellungskraft befand. Es ist es wert, sich dieses Gefühl zu bewahren. Den Tränen zuliebe.

Und jetzt kann ich's ja sagen: Ich hatte Tränen in den Augen in Rio.
Und es war ein unbeschreiblicher Moment ...



ps.: Ein Beitrag kommt noch - der Abspann ...

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Königlich

Herr France hielt Wort mit seinen 24 Stunden, konnte jedoch leider nicht selbst kommen und übergab uns in die Obhut seiner erlauchten Tochter, der Koninklijke Luchtvaart Maatschappij (KLM „Königliche Luftfahrtgesellschaft“ des WM-Zweiten). Die wartete dann auch artig in Sao Paulo in Gestalt einer Boeing 777 auf uns. Herr France hatte sich ja beim Hinflug nach Rio in einem Jumbo-Jet materialisiert, was angenehm war, da wir wie im BVG-Bus oben sitzen durften (Upper Deck sagt man). Da hatten wir schön Platz.

In Sao Paulo hieß es dann auch Abschied nehmen von unserer Hausmarke TAM (Táxi Aéreo Marília), der größten brasilianischen Airline, die uns gut und sicher durch die tropischen Lüfte beförderte. (Nach 10.000 km konnten wir schon die Werbespots mitsingen und die verabreichten Snacks im voraus anhand des Flugzeugtyps erraten ...)

Gute zwei Stunden Aufenthalt in Sao Paulo lassen Zeit für ausgedehnte Spaziergänge durch den Duty Free Shop. Dachten wir jedenfalls und hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der erschien in Person der eingeborenen Zöllner und Luftsicherheitsbevollmächtigten. Da waren sie wieder, die gefühlten tausend Mitbewerber auf einen Sitzplatz in der großen Stahlröhre, ordnungsgemäß angetreten in Reihe zu einem oder zwei Gliedern hintereinander. Wir nahmen Haltung an und stellten uns hinten an. Warten. Meter für Meter vorrücken, der rettenden Tür entgegen. Doch dann, als diese schon zum Greifen nah schien, kam Maria Mendoza. Nein! Sie erschien, wie einst der Rache-Engel - stand einfach da, massiv und wuchtig wie der Fels in der Brandung. Höchstselbst und in Uniform überwachte Maria Mendoza ihre Tür, bewaffnet mit einem Handscanner und ausgestattet mit der Lizenz zum Öffnen des Absperrbands. Und es kam wie es kommen musste: Commandante Mendoza ließ uns wegtreten. "You need a stamp." Wat??? 'Ne Briefmarke??? "Yes, you need a stamp. - Hurry!" --- Band auf - raus aus der Schlange - kurzer Prozess - fertig! Da standen wir wieder. Einsam und verlassen. Grinsende Gesichter in der Schlange, Mister Bean läßt grüßen, schadenfroh das Ticket schwenkend. Wir brauchten eine Briefmarke. Stecknadel im Heuhaufen. Ziellos umherirrend strandeten wir am KLM-Schalter. "Na klar, Sie brauchen 'ne Marke!", sagte die Dame - Alles klar. Logisch. Marke eben. Wir bekamen sogar komplett neue Billets, mit Marke hinten drauf. Und die war Gold wert. Das erkannte auch Maria und ließ uns gnädiger Weise vor und auch passieren, mit einem Nicken, das soviel hieß wie "Na geht doch!". Noch eine Stunde - geschafft. Dachten wir vor der Tür. Denkste! War ja auch klar. Irgendwo mussten die Menschenmassen aus der Schlange ja hin, und zwar in die Schlange hinter der Tür: Sicherheitskontrolle, gleiches Spiel: warten! In der Ferne leuchtet der Duty Free ...

Aber irgendwann war auch das geschafft. Allerdings mussten wir hier wieder unser Wasser abgeben - ach ja, stimmt ja: Wir verlassen ja jetzt die weite Welt und kehren zurück in die Geborgenheit der EU, wo endlich wieder alles seine Ordnung hat. Die Schlamperei mit dem Trinkwasser in Flugzeugen hört jetzt auf: 100 ml Flasche im Zip-Beutel sind erlaubt - das hat uns gefehlt. Pulle in die Tonne - fertig. Halbe Stunde noch - jetzt Duty Free. --- Mooooment. Nächste Tür! Passkontrolle! Na eben, da war doch noch was. Und wie in jedem Land, so sind auch hier die Kontrolleure die ohne Zweifel wichtigsten Amtspersonen des gesamten Flugplatzes, ach was, des ganzen Landes. Und sie machen ihre Arbeit richtig gut und gewissenhaft. Und wehe, Du hast Dein Zollformular von der Einreise verbummelt, dann bist Du aber sofort wieder am Ende der ersten Schlange - bup bup - zackzack. Kein Erbarmen. Kein Entrinnen.

Aber die hatten wir ja - puh. Glück gehabt! Viertel Stunde noch. Nun aber hurry hurry und schnell den Shop plündern. Eine Kasse hat auf. Immerhin. Wir schafften es trotzdem, als letzte in das Fluggerät einzusteigen, mit Rennen zwar, aber immerhin. Sitzplatz gut, Essen gut, Captain kompetent, Unterhaltungsprogramm gut - Ihre Durchlaucht KLM zeigte sich von der besten Seite. 11 Stunden bis Amsterdam. Schiphol heißt der Landeplatz dort, man sagt wohl Skifool (gut, dass man es nicht so schreibt). Wieder über zwei Stunden Zeit, wieder keine Zeit, weil: Es muss der flächenmäßig größte Flugzeugbahnhof der Welt sein. Junge, wat sind wir gelaufen. Eine Stunde Flug bis Berlin mit ihrer Majestät wertvollstem Stück, einer Focker 100 (die Zahl muss sich irgendwie auf's Alter beziehen). Jetzt bin ich also fast einmal um den Erdball gedüst, um jetzt, kurz vorm Ziel in dieser alten Kiste ...

Nein. Soweit kam's bekannter Weise nicht. Auch die letzte Passage war angenehm und entspannt. Und nach geschlagenen 24 Stunden hörten wir endlich wieder das vertraut liebliche Tröten der Gepäckbandsirene in Tegel, das es so nirgendwo auf der Welt gibt. Wir waren wieder zu Hause. Vorbei die beklemmende Weiträumigkeit und abstoßende Großzügigkeit anderer Landeplätze. Hier in der gemütlichen Enge, der provinziellen Schlichtheit fühlen wir uns wohl, hier kennen wir uns aus. Keine Maria Mendoza, keine langen Wege, keine Briefmarken, dafür anheimelndes lebhaftes Gedränge, die einzigartige Vielschichtigkeit der wohligen Gerüche um einen herum und keine nervenden Durchsagen oder Anzeigen, für welchen Flug das Gepäck gerade kommt. Auch das hat uns gefehlt. Hoffentlich bleibt uns dieser Flughafen ('n bisschen übertrieben) noch lange erhalten. Man verfällt hier auch nicht in Streitereien ob der Art der Passage nach Hause. Lediglich ein kurzer Wortwechsel über den Unsinn, es mit dem Bus versuchen zu wollen treibt einen in die offenen Arme eines Taxi-Chauffeurs mit Migrationshintergrund. Die Konversation klappte gut. Kurze Nachfrage: Landesberger Allee? Bei Bahnoof? - Jau!  ---  buppbuppzackzack waren wir auch schon zu Hause.
Geschafft. Der Traum ist wahr geworden. Ich war in Rio. Nun konnte ich beruhigt 50 werden. Das tat ich dann auch und hatte einen wunderbaren Geburtstag.



Fortsetzung folgt ...
Bisdenn JM!

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Abschied

Und dann war er auch schon gekommen, der letzte Tag. Den verbrachten wir mit intensivem Chillen, ausgedehntem Turtle-Watching und einer Shopping-Tour durch das Dorf Praia do Forte, das auf Grund des verordneten Ökotourismus ein wenig künstlich wirkt. Es liegt mitten in einem kleinen Naturschutzgebiet und darf deshalb nicht ausgebaut werden. Trotzdem sind wenige Touristen erlaubt und die erleben eine bizarre Mischung aus lateinamerikanischer Lebensart und  Shoppingmeile. Der Ort ist exclusiv und ebenso seine Preise.
Wir aßen wieder beim Brasilianer um die Ecke, einer Churasqueria, wo uns ein gemischter Grillteller mit Batate-Pürree, Bohnen und Reis von Britney Spears kredenzt wurde. Alles war lecker, das fanden auch die streunenden Hunde, die sich um unsere Beine schmiegten und von uns gut versorgt wurden. Britney, die Kellnerin. war nett, konnte aber kein Englisch wie die meisten Brasilianer, die wir kennengelernt haben. Da bedarf es schon hartnäckiger Überredungskunst, um wenigstens die englische Speisekarte zu bekommen. Aber der Chef glaubte fest daran, englisch zu können und unterstrich das mit einer demonstrativen Küchenführung. Verstanden hab ich ihn nicht aber wir wußten nun, was auf unseren Tellern landet.

So verlief der letzte Abend planmäßig und gipfelte im Heimweg durch den Zaun (ich musste natürlich wieder drüber) und in den letzten Caipirinhas auf dem Balkon. Wir ließen alles noch einmal Revue passieren, lauschten dem Meer und freuten uns schon auf die Heimreise, von der wir wussten, dass sie 24 Stunden dauern sollte.
Letzter Morgen, letztes Frühstück und der Versuch, sich die letzten Bilder einzuprägen. Ein letzter Blick vorbei an der Palme (heute wieder mit Äffchen, das aus dem eigens dazu aufgehängten Napf futtert) aufs Meer, in dem die Schidkröten weiter ihre Bahn ziehen werden, auch ohne uns. Abschied vom Atlantik, von Bahia, von Praia do Forte.
Adeus Bahia, Até à próxima Brasil





Fortsetzung folgt ...
Bisdenn JM!

Schaukel-Oma

Was bleibt, sind die Erinnerungen und die Mitbringsel. Zu allererst natürlich der Sand, der wie immer in einer authentischen Plastewasserflasche außer Landes geschmuggelt wurde. Die Wurzeln dieses Importwesens liegen lange zurück. Damals war's, in Thailand, glaube ich: Plötzlich und unerwartet erinnerte ich mich, faul am Strand rumliegend an Schaukel-Oma, die sich ihren Namen mittels einer Schaukel im Garten erkämpft hatte. Obwohl sie nicht meine Oma war, war sie immer vollkommen aus dem Häuschen, wenn sie mich sah und voller Andacht über die magisch anmutende, fast mystische Erde aus Canada redete, die sie zu tiefsten DDR-Zeiten auf recht abenteuerliche Weise an Land gezogen hatte.
Und Gott sandte mir ein Zeichen an diesem einsamen Strand in fernost. Es lag direkt neben mir - eine leere Wasserflasche aus Plaste, natürlich eine echte und sogar noch zue aus Thailand. Diese, unachtsam von wer weiß wem weggeworfene  Flasche machte den Anfang einer Leidenschaft. Diesmal wurden mir zwei Flaschen von meiner gestrengen Gepäckobfrau zugestanden - ich entschied mich für Copacabana- und Ipanema-Sand. Sie erhielten ihren Ehrenplatz in meinem Kabuff (!) zwischen Kapstadt und Thailand, direkt neben Cuba. Die mir auferlegte Ausfuhrbeschränkung entspringt zum einen der Gewichtsobergrenze von Eier-Franke und zum anderen der Tatsache, dass wir schöne, neue und grooooße Koffer haben, die ja bei der Einreise schon gnadenlos übertaktet waren. "Was soll das erst bei der Ausreise werden, und dann noch mit dem ganzen Sand ...?" In diesem Fall erwies sich wieder dieses Internet als hilfreich. Da war doch tatsächlich zu lesen, dass bei Flügen aus Brasilien 32 kg erlaubt sind - neun mehr als beim Hinflug. Keine Ahnung warum - wahrscheinlich ist es für Touristen Pflicht, Sand mitzunehmen. Ich jedenfalls habe erst am letzten Abend Wind von dieser Sache bekommen, und .... laut geflucht. Es war zum Haare raufen. Hätt' ich das gewusst, hätt' ich ein schönes SixPack zusammen stellen können mit Schlamm vom Amazonas, Wasser von den Wasserfällen, argentinischem Asphalt und Sand aus Salvador. So hatte ich ganz schön zu tun, die 32 kg voll zu kriegen. Es gelang mir mit einem repräsentativen Portfolio des einheimischen Biers und natürlich Saft, natürlich Acai, gemischt mit Guarrana, was sonst. Den Rest bildete der übliche Schnickschnack, der den Koffer ausbeult. Darunter ein Satz Karnevalspfeifen und Peteca-Spiele für die Kleinen zu Haus. Das ist so eine Art Federball ohne Schläger, ein traditionelles brasilianisches Spiel. Und natürlich Kaffee, versteht sich.



Fortsetzung folgt ...
Bisdenn JM!

Epilog

Mein letzter Eintrag ins Logbuch über die Mythen Brasiliens stammt noch aus der Hängematte im warmen Praia do Forte.

Bahia, Brasilien. Ich höre noch dein Meer rauschen, schmecke noch deine salzige Luft und sehne mich nach der wohligen Wärme deines Frühlings ...

Nun hat er doch geklingelt, der Wecker. Der Traum ist vorbei - 10.000 km liegen zwischen uns. Zwischen mir und meinem Traum, zwischen uns und Washington mit seinem Vogel und der schönen Claudia mit ihren schönen Geschichten über ein unglaubliches Land. Unvergessen bleiben auch Tommy Lee Jones, der lustige Straßenverkäufer in Rio, der mal eben in "seine Favela" rannte, um DAS Geschenk zu holen oder die unbekannte junge Kassiererin mit den glänzenden Augen im Supermercado, die vor Aufregung mehrere Fehler auf einmal machte (vermutlich war ich der Grund), aber auch das kleine Mädchen in Ipanema, das Ärger mit ihrer faulenzenden Familie bekam, weil wir ihr keine Kaugummis abgekauft hatten. Und dann waren da noch der beneidenswerte Tilmann, der friert, wenn es in Salvador im Winter mal unter 20° geht oder Don Pedro aus Iguacu, der Argentienier am liebsten mag, wenn sie 1000 km weg sind und natürlich Rotze, die Pfeife, der sich breit grinsend vor jeder Sehenswürdigkeit fotografieren ließ, selbst vorm Klo der Indios (Den Rest der Zeit betrieb er intensive Nasenpflege.) oder die liebenswerte Kellnerin in Praia do Forte mit ihrem ebenso liebenswerten Freund, die immer ein ungespieltes Lächeln auf den Lippen hatten, auch wenn sie mich, wie meistens überhaupt nicht verstanden hatten. Und beinahe hätte ich Klara, die argentinische Dschungelführerin vergessen oder die perfekt und akzentfrei deutsch sprechende Verkäuferin in Argentinien, die mir den Mate-Tee samt Kürbistasse und Trinkrohr-Löffel-Kombination aufschwatzte. Die Liste ließ sich noch lange fortsetzen mit unzähligen netten Menschen, die sich allesamt als überaus freundliche, hilfsbereite und liebenswürdige Zeitgenossen präsentierten und uns einen kleinen Teil eines riesigen Kontinents näher brachten.
Brasilien: Ein traumhaftes Land in einer anderen Welt.







Fortsetzung folgt ...
Bisdenn JM!

Stay tuned

Stay tuned - bleiben Sie auf Empfang. Der Epilog ist in Arbeit, der eigentlich gar nicht geplant war. Aber die ungeahnte, überraschend große und wohlwollende Resonanz zwingt mich quasi, noch einen nachzulegen. Nee! Es freut mich wirklich zu hören, dass viele diesem Blog so intensiv gefolgt sind. Ein paar Episoden sind noch offen und harren ihrer Niederschrift. Bleibt also neugierig, so ihr wollt - bald schon gibt es einen Nachschlag.

Bisdenn JM!