Es war der Tag der Tage.
Unser Schicksal der verpatzten Christusbesteigung von gestern erwies sich heute als wahrer Glücksgriff. Diesem Umstand hatten wir es zu verdanken, dass Claudia do Brasil sich noch einmal um uns kümmerte. Eigentlich wollte sie uns nur noch auf den Corcovado scheuchen und dann entfleuchen. Aber dann kam Frau Holle ins Spiel und riss es sofort an sich. Das war nämlich die selbstbewusste, allwissende und bekennend feminine Geschäftsfrau aus dem Rheinischen, die mit ihren 4 Kindern heute ankam und eigentlich die Zielperson unserer (!) Claudia für heute war. Aber die unfehlbare Brillenträgerin widersetzte sich eiskalt der vorgegebenen Route und wischte alle Vorschläge mit einem kühlen "Kenn ich schon alles - Ich bin jedes Jahr hier." vom Tisch. Was für eine Schnepfe, dachte ich noch. Aber so ein Glück hat man nicht immer. Sie wollte partout allein mit ihren Zwergen auf den Zuckerhut (pah! das kann ich jetzt auch). Na gut, meinte unsere Chefin - Reisende soll man nicht aufhalten. Und zu uns gewandt: "Dann können wir uns eben noch einen schönen Tag machen." Und das machten wir.
Was für ein Tag! Frau Holle (die hieß wirklich so ähnlich) muss unserer armen Claudia so zugesetzt haben, dass sie mit uns jetzt aber aus Trotz zu ganz großer Form auflief und uns ein Rio zeigte, was vermutlich nicht viele Touristen zu sehen bekommen.
Los ging's natürlich standesgemäß mit dem überfälligen Christus, der geduldig auf uns wartete und auf seinem Berg die Arme für uns ausbreitete. "Kaiserwetter" war gestern, der Blick natürlich trotzdem gigantisch. Schon die Auffahrt war ein Abenteuer mit dieser alten Zahnradbahn, quer durch den Regenwald am Berg. Es standen natürlich wieder hunderte an, aber unsere Claudia war einfach ihr Geld wert. "Nu gemma gemma!" - im perfekten brasilbayrisch trieb sie uns in Sekunden an der Schlange vorbei und rein in den Wagon. Und dann, oben angekommen, nach dem widerwilligen Einsatz der Ellenbogen steht man dann irgendwann ganz vorn, den christlichen Beistand hinter sich wissend und blickt auf diese Stadt und sagt sich: das bist Du selbst, der HIER steht. Was für ein Blick, was für ein Moment. Scheiß auf's Kaiserwetter.
Christus scheint von alldem unbeeindruckt. Ihm liegen schließlich Fotojunkies aus aller Welt zu Füßen - im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Rücken und lichten ihre Liebste über ihnen stehend mit abgewinkelten Armen ab. Groteske Szenerie. Erwachsene Menschen suhlen sich auf der Erde während ebenfalls Erwachsene über Ihnen den Hampelmann machen. Nur für das ultimative Foto. Naja wir sind ja schon groß ...
Wieder unten angekommen, fragt unsere Claudia, ob wir nicht vielleicht zum Karneval wollen. Na und ob wir wollen. Ist natürlich nicht der richtige Karneval, aber zumindest das berühmte Sambodrom, die Arena also wo die Party alljährlich steigt. Die ist im übrigen eine nur 800 m lange nichtöffentliche Straße mit Tribünen auf beiden Seiten. Ja und natürlich gibt es da auch eine Ausstellung, in der man auch einige der Originalkostüme anprobieren kann, um damit dann mal Probe zu laufen. Haben wir selbstredend gemacht. "Tanze Samba mit mir ..."
Danach ging es noch mal in die Altstadt, an mehrere interessante Orte und selbstverständlich ins Cafe Colombo, das erste Haus am Platz, was Kaffe und Kuchen betrifft. Enstprechend voll war der Laden dann auch. Ohne unsere Heldin hätten wir auch hier weder einen Platz, noch Kaffe, geschweige denn Kuchen bekommen.
Aber das war dann auch ein Kaffee. Zweifellos der beste Capuccino in ganz Südamerika, quatsch der ganzen Welt ...
Und ein Höhepunkt jagte so den nächsten: Straßenbahn! Aber nicht einfach nur Tram - viel besser. Es begann, wie es immer begann: Endlose Schlange - unschlagbare Claudia. "Lasst uns nach Santa Theresa laufen und zurückfahren." Gesagt getan und gleich noch'n Highlight zwischengeschoben: Die berühmte Treppe des Selaron (Ihr wisst schon, die mit den tausenden Fliesen aus aller Welt). Und nicht nur das: Claudia gabelt sogar noch den Meister höchstselbst auf und arrangiert zu allem Überfluss Fototermin, Atelierbesuch und Autogramm. Unglaublich! Die Treppe ist übrigens schick.
Santa Theresa - Tram - ein Fahrt 60 Centavos (20 Cent) inklusive Fitnessprogramm und Abenteuer. Der Wagon ist nämlich rundrum offen und der Schaffner turnt außen rum, um während der Fahrt zu kassieren. Was für ein Gaudie, vor allem, wenn die Passagiere das auch probieren (Ich durfte natürlich nur mal kurz ...)
Zum Abschluss unserer Tour gab es dann noch eine Metrofahrt und wir waren zurück im Hotel. Das Beste an diesem Tag waren jedoch die vielen, vielen Gespräche mit Claudia über Gott und die Welt in Brasilien. Einfach eine tolle Frau, die man nur weiterempfehlen kann, von der wir uns aber leider schon verabschieden mussten.
Abends dann das Übliche: Caipirinha an der Copacabana - mal hier mal dort, treiben lassen, genießen.
Tja, was für ein Montag. Heute ist allerdings schon Dienstag und wir sitzen gerade im Flugzeug nach Iguassu. Rio ist also schon Geschichte. Heute blieb nur noch Zeit für ein paar Kokusnüsse und Mangosäfte am Strand. Dabei das wuselige Treiben beobachten, das die Cariocas an einem Feiertag wie heute abliefern. Es ist irgendein Kirchentag und obendrein Kindertag. War mächtig was los an der Copacaban, sogar die Schönheiten gaben sich bei diesem Kaisewetter massenhaft die Ehre. Dann aber gegen Mittag Abschied: Obregado Rio de Janeiro. Bis zum nächsten Mal!
Jetzt also Iguassu! Mal sehn was uns da erwartet - Dies im nächsten Bericht, wenn Internet vorhanden.
Bisdenn JM!
Iguassu - angekommen. Warm, schwül, dunkel. Nicht viel zu sehen. Morgen, Mittwoch dann Wasserfälle. Zuerst mit dem Zug nach Argentinien, dort mit dem Boot rischtsch ran an den Fall und danach zurück nach Brasilien und von dort Vollwertblick genießen. Na ich bin ja mal gespannt. Don't cry for me Argentina.
Die nächste Post kann dauern, denn übermorgen ist bereits um 6.00 Uhr TakeOff Richtung Amazonas - also zeitig losschnubbeln, vermutlich keine Zeit für Gekritzel.
Wir werden sehen ...
Bisdenn JM!
also wirklich... GEIL!!
AntwortenLöschenihr sied echt zu beneiden... das klingt alles so unglaublich.... naja wir waren schön in bindow... hat auch was ;P
viel spaß euch noch!!
lg maks
Ja Ja, aber nun warten wir gespannt auf Bilder aus dem Amazonas. Wir wollen mal nicht hoffen das Euch die Krokodile gefressen haben.
AntwortenLöschenDie haben da zwar die höchsten Wasserfälle der Welt aber sicherlich keinen einzigen Sendemast in der Nähe.
Die Bloggergemeinschaft erwartet umfassenden Bericht......
Grüße aus Luckenwalde