Punkt 9 Uhr heute morgen wurden wir von unserer brasilianischen Claudia mit dem Wort "Kaiserwetter" begrüßt. Woher sie das nur weiß? Es stimmte jedenfalls. Nicht immer präsentiert sich Rio derart perfekt wie heute, sagt sie. Es stand Stadtrundfahrt an mit ausgedehnten Rundgängen. Nachdem wir gestern nur Copacabana gesehen hatten und uns schon fragten, wo die 6 Millionen alle leben, wurde uns das schnell klar. Ein Ausblick vom Zuckerhut hilft dabei. Die Stadt ist riesig und liegt an einer noch riesigeren Bucht und wird durch viele Hügel und Berge geteilt. Unten sieht man das natürlich nicht. Aber nach der Seilbahnfahrt auf den Pao de Acucar (Seilbahn: schweizer Qualitätsprodukt) wurden die Ausmaße deutlich. Neben Copacabana liegt Ipanema, auf der anderen Seite des Sugar Loaf Botafogo, Flamengo und andere Stadtteile. Der/die Blick/e waren grandios und erklärten gleichsam warum die Entdecker damals die Flußmündung des Janauarflusses vor sich wähnten. Die riesige Bucht sieht mit ihren Strömungen wirklich aus wie eine Mündung. Gut dass der Name Rio de Janeiro trotzdem geblieben ist. Es war jedenfalls ein beeindruckender Aufenthalt mit tollen Ausblicken. Achja: Affen rannten da auch rum und Geier kreisten - warum auch immer.
Danach Altstadt. Sogar das gibt es hier, mit Straßenbahn und alten Häusern und so. Aucht toll. Vor allem auch deshalb, weil sich hier plötzlich die Bankomaten als kompromissbereit erwiesen. Wir sind wieder flüssig. Kathedrale, Opernhaus, Nationalbibliothek, die Klassiker also wurden genauso abgehakt wie das Finanzzentrum mit Wolkenkratzern und fehlenden Menschen (Sonntag).
Dann endlich: Corcovado. 700 m. Christus. Vollwertblick. Auffahrt mit einer alten Zahnradbahn. Dachten wir jedenfalls. Geschätzte tausend, gefühlte hunderttausend Menschen waberten da rum. Selbst Brasil-Claudia war von den Socken. "Und das sind alles Brasilianer - Unfassbar". Naja, ein paar Argentinier waren vielleicht auch dabei. "Ja, die kommen gern zu uns." Toll. Aber warum gerade heute. Egal. Wir taten vollkommen unbeteiligt und schlenderten, ein Liedchen pfeifend an der Schlange vorbei, bis wir ganz vorne waren. Claudia schon die erste in der Schlange. Aber es half nichts. Der Schwindel flog auf. 2 einhalb Stunden Wartezeit. Nö. Neuer Plan. Wir verschieben das auf morgen und fahren nach Ipanema auf den Flohmarkt und danach an den Strand Caipirinha trinken. Gute Idee, sagte uns auch unser Sachverstand. Gesagt getan. Der Flohmarkt war toll und vollkommen anders als gewohnt und brachte eine neue Erfahrung. AICA. Ist die unbestrittene Nummer eins der Fruchtsäfte - Vitaminbombe. Okay. Bestell ich. Wir kriegen aber keinen Saft, sondern etwas, was aussieht wie tote Oma im Plastebecher. Es war die Spezialität der Saison. Aica-Sorbet. Und schmeckte höchst lecker. Schön fruchtig und süß (wird aus der Frucht der Palmbeere gemacht). Eigentlich wollten wir ja Kaffe trinken. Das gestaltet sich hier aber als zunehmend schwer. Überall gibt es Saftbars und Cocktailpinten aber nirgends ein Cafe oder ähnliches. Komisch. Das kriegen wir aber auch noch raus.
Ipanema. Postos 9. Das Nonplusultra, wo sich die schönen und reichen tummeln. Postos ist nur der Strandabschnitt. Aber dort muss man sein, um standesgemäß zu baden, zu trinken, gesehen zu werden. Da waren wir. Natürlich. Aber auch kein Kaffee.
Caipirinha hatten wir dann bei Postos 7. Gleich 2. Der war nämlich hervorragend. Und dann schon wieder Copacabana. Wieder flanieren, nochmal Caipi und irgendwann auch Kaffee, resp. Espresso - mehr geht nicht.
Ich könnte noch 'ne Weile so weiter schreiben, aber mittlerweile ist es schon spät. Es war wieder ein Wahnsinnstag in Rio. Morgen geht das Abenteuer weiter. Christus wartet.
bisdenn JM
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